Kirchenchor St. Lambertus, Castrop-Rauxel-Henrichenburg

Eine besonders schöne und künstlerisch hochstehende Form, das Gotteslob zu verkünden, ist der mehrstimmige geistliche Chorgesang, wie ihn unser traditionsreicher Kirchenchor pflegt. Wenn die verschiedenen Stimmen von Sopran und Alt, von Tenor und Bass sich zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen, sind wir als Hörende in unserem Innersten angesprochen und ergriffen, unsere Seele schwingt mit.

Ein besonderes musikalisches Ereignis erlebten wir etwa beim Anhören der Mozartmesse D-Dur am letzten Sonntag des alten Kirchenjahres aus Anlass des Cäcilienfestes. Damals ergänzten ein Streicherensemble sowie einzelne Solisten das Konzert. Große Freude bereiteten auch die Gesänge in der Weihnachtsmesse sowie im Singgottesdienst zum neuen Jahr, zusammen mit dem Chor und der Bläsergruppe der evangelischen Erlösergemeinde.

Es bedarf schon vieler Proben, bis die neuen Chorwerke für einen Gottesdienst sicher und sauber "sitzen". Von den 36 Chorsängerinnen und -sängern treffen sich etwa 25 bis 30 Personen regelmäßig jeden Freitagabend im Kolbe-Haus, um Neues für den nächsten Gottesdienst einzuüben. Vielseitigkeit zeichnet ihr Singen aus: Geistliche Gesänge für den Gottesdienst bilden natürlich den musikalischen Schwerpunkt des Kirchenchores. Werke von Bach, Händel, Haydn oder Mozart, doch auch solche von zeitgenössischen Komponisten sowie modernes geistliches Liedgut gehören zum Repertoire. Neben den geistlichen werden bei passenden Gelegenheiten auch weltliche Chorlieder gesungen, etwa solche aus Operetten und Musicals, sowie volkstümliche Weisen.

"Mit unserem Dirigenten Hans Josef S. sind wir sehr zufrieden", erklärt Jürgen W., seit fast 20 Jahren engagierter Vorsitzender des Chores. "Herr S. ist ein hervorragender Musiker und versteht es als Chorleiter, uns auch schwierige Passagen gut zu vermitteln." - Nach der Chorprobe geht es noch zu einem kurzen gemütlichen Beisammensein in eine nahegelegene Gaststätte, um die angegriffenen Kehlen zu kühlen. A propos Geselligkeit.: Damit das Singen nicht in reine Arbeit ausartet, wird das gesellige Miteinander sehr gepflegt. Zu den Veranstaltungen sind selbstverständlich auch die Partner der Chormitglieder eingeladen. In diesem Sinne gehört beispielsweise das Cäcilienfest mit Gottesdienst und anschließendem festlichem Beisammensein im Kolbe-Haus seit Bestehen des Chores zum gesellschaftlichen Höhepunkt des Jahres. Daneben gibt es Grillabende, Tagesausflüge , Einladungen zu besonderen persönlichen Anlässen und alle zwei Jahre eine größere Reise zu interessanten europäischen Zielen. Versteht sich von selbst, dass bei geselligen Anlässen und auf Reisen kräftig und von Herzen gesungen wird.

Gegründet wurde der Kirchenchor bereits vor 130 Jahren. Dies bezeugt ein einzig vorhandenes Dokument, nämlich ein uralter Stempel, der noch heute zum Signieren der Partiturblätter benutzt wird. Und darauf steht es: Cäcilienchor St. Lambertus, Henrichenburg, gegründet 1873.

Damals war der kirchliche Chorgesang ausschließlich Männern und Knaben vorbehalten. Sie bildeten eine Art Choralschola, welche die Messgesänge oft in lateinischer Sprache sangen. Erst um 1920 wurden allgemein auch Frauen zu den Chören zugelassen und so entstand bei uns der gemischte Chor.

130 Jahre Kirchenchor, welch eine lange Zeit! - Wie viel Probenarbeit, wie viel an Organisations- und Vorbereitungsarbeit, wie viele Auftritte, aber auch wie viele musikalische und gesellschaftliche Höhepunkte gehören zur traditionsreichen Vergangenheit des Chores ? - Leider gehört dazu auch die traurige Tatsache, dass sich der Chor während der 12-jährigen Naziherrschaft als Verein auflösen musste.

Doch nach dem Krieg lebte der Chor rasch wieder auf und erfuhr einen großen Mitgliederzulauf. Die damalige Chorleiterin, Fräulein P., Musiklehrerin in Waltrop, hat es verstanden, den Chor zu einer hohen Leistungsfähigkeit zu steigern. Viele der heutigen Mitglieder sind bereits damals unter Fräulein P. in den Chor eingetreten. Sie erinnern sich noch gern an die Blütezeit der Nachkriegsjahre.

Auf Fräulein P. folgten als weitere Chorleiter die Herren H., G. , B., Frau H. und bis heute Herr S.

Mit Recht stolz ist der Kirchenchor auf eine besondere Auszeichnung, die ihm aus Anlass seiner 125-Jahr-Feier im Jahre 1998 verliehen wurde: Es handelt sich um die Palestrina-Medaille, überreicht vom Dachverband der Kirchenchöre Deutschlands. Hierbei handelt es sich um die höchste Auszeichnung für Kirchenchöre überhaupt, und ein Chor erhält sie nur unter zwei Bedingungen: 1.) Er muss mindestens seit 100 Jahren aktiv bestehen. 2.) Er muss nachweisen, dass er in den letzten 5 Jahren kirchenmusikalische Werke von hohem künstlerischen Niveau gesungen hat.

Beide Voraussetzungen hat unser Chor erfüllt. Die ganze Gemeinde freut sich mit über die hohe Auszeichnung und zeigt Respekt vor den Leistungen der Chormitglieder und ihres Dirigenten.

Natürlich gibt es auch Probleme. "Unser größtes ist zur Zeit, dass seit langem kein neues Mitglied bei uns eingetreten ist," beklagt Jürgen W. "Der Altersdurchschnitt unserer Mitglieder ist mittlerweile ziemlich hoch, trotzdem halten sie treu und mit Einsatzfreude an der Chorarbeit fest. Doch es ist einfach nicht zu leugnen, dass sich mit dem Älterwerden auch längere Krankheiten und Abwesenheiten einstellen. Wir brauchen viele neue Leute in unseren Reihen, die Freude am Singen haben und die bei uns mitmachen wollen."

Dieser dringliche Aufruf des Vorsitzenden sollte in unserer Gemeinde Gehör finden! - Für jeden Interessierten besteht die Möglichkeit, unverbindlich an einer oder an mehreren Proben teilzunehmen, am Mittwochabend, ab 19.00 Uhr im Kolbe-Haus.

Unser herzlicher Wunsch an den Chor ist es, dass es wieder aufwärts geht mit dem Mitgliederstand. Dass es solche Wunder noch gibt, zeigt das Beispiel der Pfarrei in Hamm-Bossendorf, wo der dortige Kirchenchor letztens sogar einen Aufnahmestopp verhängen musste wegen Überfüllung.

Für die vielen schönen musikalischen Erlebnisse, mit denen der Kirchenchor uns im Laufe der Jahre beschenkte und die Gottesdienste bereicherte, hat er einen großen Applaus verdient. Den bekommt er in der Kirche nur selten zu hören, obwohl er den Sängerinnen und Sängern sowie dem Dirigenten sicherlich sehr gut täte. Deshalb mögen diese Zeilen als Applaus verstanden sein!

DANKESCHÖN KIRCHENCHOR!

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